Bemannte Raumflüge

Internationale Flug-Nr. 28

Sojus 5

Baikal

UdSSR

UdSSR
Patch Sojus 5

hochauflösende Version (368 KB)

Start-, Bahn- und Landedaten

Startdatum:  15.01.1969
Startzeit:  07:04:56,8 UTC
Startort:  Baikonur
Startrampe:  1
Bahnhöhe:  198,7 - 230,2 km
Inklination:  51,66°
Ankopplung Sojus 4:  16.01.1969, 08:20 UTC
Abkopplung Sojus 4:  16.01.1969, 12:55 UTC
Landedatum:  18.01.1969
Landezeit:  07:59:12 UTC
Landeort:  200 km SW von Kustanai

Crew auf dem Weg zum Start

Sojus 5 Crew und Schatalow

hochauflösende Version (310 KB)

alternatives Crewfoto

alternatives Crewfoto

alternatives Crewfoto

alternatives Crewfoto

Besatzung

Nr.   Name Vorname Position Flug-Nr. Flugdauer Erdorbits
1  Wolynow  Boris Walentinowitsch  Kommandant 1 3d 00h 54m 15s  49 
2  Jelissejew  Alexej Stanislawowitsch  Bordingenieur 1 1d 23h 45m 50s  32 
3  Chrunow  Jewgeni Wassiljewitsch  Forschungsingenieur 1 1d 23h 45m 50s  32 

Sitzverteilung der Besatzung

Start
1  Wolynow
2  Chrunow
3  Jelissejew
Raumschiff Sojus 5
Landung
1  Wolynow
2  
3  

1. Ersatzmannschaft

Nr.   Name Vorname Position
1  Filiptschenko  Anatoli Wassiljewitsch  Kommandant
2  Kubassow  Waleri Nikolajewitsch  Bordingenieur
3  Gorbatko  Wiktor Wassiljewitsch  Forschungsingenieur
Crew Sojus 5 (1. Ersatzmannschaft)

2. Ersatzmannschaft

Nr.   Name Vorname Position
1  Kuklin  Anatoli Petrowitsch  Kommandant
2  Wolkow  Wladislaw Nikolajewitsch  Bordingenieur
3  Kolodin  Pjotr Iwanowitsch  Forschungsingenieur

Hardware

Trägerrakete:  Sojus (Nr. Ja15000-11)
Raumschiff:  Sojus 5 (7K-OK Nr. 13)

Flugverlauf

Sojus 5 startete vom Kosmodrom Baikonur. Die Landung des Raumschiffs erfolgte 200 km südwestlich von Kustanai / 25 km südöstlich von Shitikara.

Sojus 5 nahm eine Kopplung mit der einen Tag vorher gestarteten Sojus 4 vor, wobei Sojus 4 die aktive Rolle übernahm. Es war damit das erste Docking von zwei bemannten Raumschiffen, die sowohl mechanisch als auch elektrisch miteinander verbunden waren. Es gab aber keine Durchstiegsluke zum jeweils anderen Raumschiff. Der Umstieg der Kosmonauten Jewgeni Chrunow und Alexej Jelissejew am 16. Januar 1969 musste durch einen Weltraumspaziergang (0h 37m) zu Sojus 4 erfolgen. Dazu musste die Sojus 4-Kapsel zunächst drucklos gestellt werden, damit die beiden Kosmonauten auch einsteigen konnten.

Das sowjetische Fernsehen übertrug die Vorbereitungen zum Weltraumausstieg live. Jewgeni Chrunow und Alexej Jelissejew zogen ihre „Jastreb“-Anzüge im Orbitalmodul von Sojus 5 mit Hilfe des Kommandanten Boris Wolynow an. Mit der Entwicklung der „Jastreb“-Raumanzüge wurde 1965 kurz nach Alexej Leonows ersten problematischen Weltraumausstieg begonnen. Alexej Leonow wirkte als Berater während der Entwicklung mit, die 1966 abgeschlossen wurde. Die Herstellung und der Test erfolgte 1967 aber der Unfall mit Sojus 1 und die Kopplungsprobleme von Sojus 2 und Sojus 3 im Oktober 1968 verschoben den ersten Einsatz im Weltraum bis zu dieser Mission. Um die Probleme zu beseitigen, die den Ausstieg Alexej Leonows so problematisch haben werden lassen, nutzten die „Jastreb“-Anzüge ein Seil-Rollen-Gelenksystem. Große Metallringe um den aus Nylonstoff gefertigten Unteranzug dienten als Anker für die oberen Gelenke. Der Anzug hatte ein sich regenerierendes Lebenserhaltungssystem in einer weißen Metallkiste auf dem Bauch des Anzugs. Boris Wolynow überprüfte die Lebenserhaltungs- und Kommunikationssysteme beider Kosmonauten-Anzüge bevor er ins Kommandomodul zurückkehrte, die Verbindungsluke schloss und das Orbitalmodul dekomprimierte. Beim Ausstieg verhedderten sich Jewgeni Chrunow Halteleinen, und er schaltete versehentlich seine Anzugslüftung aus. Dies lenkte Alexej Jelissejew ab und er vergaß, die Filmkamera anzuschalten bevor er das Orbitalmodul verließ. Daher gibt es von diesem historischen Weltraumausstieg nur eine schlechte Videoaufzeichnung und keine Filmaufnahmen. Jewgeni Chrunow bewegte sich danach als Erster zum Orbitalmodul von Sojus 4 als die beiden Raumschiffe über Südamerika und damit außerhalb des Funkkontaktes zur Bodenstation waren. Alexej Jelissejew stieg um als der Komplex sich über der Sowjetunion befand.

Erst nachdem sie im Raumschiff waren konnte wieder der Druck hergestellt werden. Jewgeni Chrunow und Alexej Jelissejew brachten Zeitungen, Briefe und Telegramme mit, die nach Wladimir Schatalows Start gedruckt worden sind, als Beweis, dass der Transfer wirklich stattgefunden hatte.

Während des Fluges wurden zudem wissenschaftliche (medizinische und biologische) und technische Experimente durchgeführt. Letztlich waren dieses aber alles Tests für die beabsichtigte sowjetische Mondlandung. Nach einem gemeinsamen Flug von 4 Stunden und 35 Minuten trennten sich die beiden Raumschiffe wieder.

Diese Mission bewies die Möglichkeit, dass die für das sowjetische Mondprogramm nötigen Schritte im Weltraum ausführbar waren. Der Plan sah einen einzelnen Kosmonauten vor, der über einen Weltraumaustieg vom Landemodul wieder in das Raumschiff gelangen sollte. Anders als die Apollo-Raumschiffe hatte das sowjetische Modell keinen Verbindungstunnel zwischen Lande- und Kommandomodul.

Boris Wolynow blieb allein an Bord des Sojus 5-Raumschiffes. Seine Landung hätte sich aber fast zu einem Desaster entwickelt. Nach dem Zünden der Düsen für den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre löste sich das PAO Service Modul nicht gleich von der Landekapsel und Boris Wolynow raste in seinem Raumschiff mit der Nase voran Richtung Erde. Dies hätte seinen sicheren Tod durch Verglühen bedeutet. Als die Sojus-Landekapsel in die Atmosphäre eintauchte, suchte sich das noch teilweise zusammenhängende Raumschiff die aerodynamisch stabilste Lage - mit der Nase voran. Das bedeutet, dass das schwere Rückkehrmodul mit der ungeschützten Seite voran dem Luftwiderstand ausgesetzt war. Die Dichtungen der vorn liegenden Luke begannen zu brennen und füllten die Landekapsel mit giftigen Dämpfen. Die Bremsbeschleunigung drückte Boris Wolynow, der keinen Druckanzug trug, gegen die Gurte, anstatt in seinen gepolsterten Sitz. Dieser versuchte in dieser Situation noch die wichtigen Aufzeichnungen vom Kopplungsverlauf zu retten, indem er diese in seinen Sitz stopfte in der Hoffnung, dass diese bei der vermuteten kommenden Katastrophe dort überlebten. Auf den Tonbandaufzeichnungen mit Boris Wolynows Protokoll war als nächstes das Krachen der Explosion der Treibstofftanks der Gerätesektion zu hören, was die Luke nach innen ausbeulte, sie jedoch dennoch standhielt. Auch die Bremsraketen des Rückkehrmoduls, die normalerweise den Wiedereintritt verlangsamen sollten, arbeiteten nicht (obwohl die Automatik dies anzeigte), da deren Treibstoff vom Computer bei dem vergeblichen Versuch, die Taumelbewegungen auszugleichen, verbraucht worden war.
Glücklicherweise schmolzen durch die enorme Hitzeeinwirkung aber auch die Bolzen, die Landekapsel und Service Modul miteinander verbanden. Das war zwar im Grunde ebenfalls ein Konstruktionsfehler, erwies sich hier aber als glückliche Fügung. Quasi im letzten Moment drehte sich dadurch die Kapsel, sodass nun das Hitzeschild vorne war. Da inzwischen auch sämtliche Energievorräte erschöpft waren, ließen sich auch die Landeraketen nicht zünden. Boris Wolynow überstand dann eine unkontrollierte Landung mit einer Belastung von 9g. Ein weiteres Problem für Boris Wolynow bestand darin, dass die Fallschirmseile teilweise verheddert waren, sich der Schirm aber dennoch zumindest partiell entfaltete und die (wahrscheinlich bei dem unglücklichen Abstieg beschädigten) Landeraketen nicht richtig arbeiteten. Er landete sehr weit vom vorgesehenen Ziel und brach sich dabei den Kiefer und verlor auch einige Zähne. Es war eine der härtesten und schwierigsten Landungen in der Geschichte der bemannten Raumfahrt. Auf Seite 274 des Buchs IN THE SHADOW OF THE MOON wird Boris Wolynow zitiert, wegen der niedrigen Temperaturen und weil er nur eine dünne Jacke anhatte und im Umkreis von 60 Kilometer keine Gebäude waren, blieb er in der Kapsel. Dort wartete er etwa eine Stunde, ehe Fallschirmspringer ihn fanden.

Am 24. Januar 1969 sollten die Besatzungen beider Raumschiffe den damaligen KPdSU-Generalsekretär Leonid Breschnew während einer Willkommenszeremonie vor dem Moskauer Kreml treffen. Dies wurde aber durch ein Attentat auf den Sowjetführer verhindert. Der Unterleutnant Wiktor Iljin schoss acht Mal auf den Konvoi, zielte aber irrtümlich nicht auf Brechnews Auto, sondern auf das, in dem die bereits früher in den Weltraum geflogenen Kosmonauten Georgi Beregowoi, Alexej Leonow, Andrijan Nikolajew und Walentina Tereschkowa saßen. Der Fahrer des Wagen wurde getötet, ein Fahrer der Motorradeskorte, Georgi Beregowoi und Andriyan Nikolajew wurden leicht verletzt, letzterer konnte das Fahrzeug anhalten. Der Wagen Breschnews fuhr daraufhin an den auf der Tribüne wartenden Sojus 4 und Sojus 5-Besatzungen vorbei.

EVA-Daten

  Name Beginn Ende Dauer Mission Schleuse Anzug
EVA Chrunow, Jewgeni 16.01.1969, 10:5? UTC 16.01.1969, 11:4? UTC 0h 37m Sojus 5 / 4   Jastreb
EVA Jelissejew, Alexej 16.01.1969, 10:5? UTC 16.01.1969, 11:4? UTC 0h 37m Sojus 5 / 4   Jastreb
 

Anmerkung

Alexej Jelissejew und Jewgeni Chrunow sind am 17. Januar 1969 um 06:50:47 UTC mit Sojus 4 gelandet

Fotos / Grafiken

Sojus 4 Sojus 5
Sojus 4 und Sojus 5
Mannschaftstraining Mannschaftstraining
Mannschaften Sojus 4 und Sojus 5 im Training Mannschaften Sojus 4 und Sojus 5 im Training
Mannschaftstraining Wolynow im Training
Sojus 5 auf dem Weg zur Startrampe Sojus 5 auf der Startrampe
Start Sojus 5 Sojus 4 und 5 vor der Kopplung
Weltraumspaziergänger Jelissejew und Chrunow Schatalow erklärt die Kopplung von Sojus 4 und 4
Landung Sojus 5 (mögliches Szenario) Bergung Sojus 5
Bergung Sojus 5  

©      

Letztes Update am 28. März 2020.

SPACEFACTS Patch